ForMaD 13.05.2025 - Digitale Lernbegleitungen bei der Bearbeitung von Tangram-Aufgaben

Das gro?e Publikum konnte im Beitrag von Dr. Aileen Steffen-Delplanque von der Universit?t Osnabrück in ihr Dissertationsprojekt zum Thema Digitale Lernbegleitungen bei der Bearbeitung von Tangram-Aufgaben eintauchen. Die Forschung, so Steffen-Delplanque, stellt Lernbegleitung in mathematischen und anderen Lehr-Lern-Situationen als essenziell heraus. Dies gilt nicht nur für schulisches Lernen, sondern auch und gerade für Spiel-Situationen in der frühen Bildung im Kindergarten. Konsens ist ebenso, dass nur mathematisch gehaltvolle Situationen zu Denk- und Lernentwicklung anregen k?nnen.

Offen ist dabei zun?chst, so Aileen Steffen-Delplanque weiter, ob digitale Medien in der Frühf?rderung eine Rolle spielen sollten. Gleichwohl zeigte sie auf, dass auch sehr junge Kinder in gesellschaftlichem Alltag leben, in dem digitale Medien selbstverst?ndlich dazu geh?ren. Sie k?nnen als Erg?nzungen entsprechender, physischer Materialangebote dienen. Auch rechtliche Vorgaben wie Bildungsstandards greifen diese Bedeutung aktuell bereits auf. 

Der Fokus der Untersuchung von Aileen Steffen-Delplanque liegt auf der Begleitung des Lernens durch so genannte Feedback-Funktionen. Diese sollten einen Mehrwert gegenüber dichotomen falsch-richtig-Rückmeldungen haben. Das Interventionsprojekt nimmt bewusst geometrische Kompetenzen (Raumvorstellung) in den Blick und w?hlt ein kommerzielles Angebot mit einer entsprechenden Palette von unterschiedlichen Feedbackfunktionen, die damit Lernen begleiten (k?nnten).

Die Osmo-App bietet Tangram-Aufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsgraden (Niveaustufen) auf dem Tablet, die mit physischem Material gelegt und durch eine Kamera auf L?sungsrichtigkeit überprüft werden. In den Feedbackfunktionen werden u.a. 
# w?hrend des Legeprozesses korrekt gelegte Teile farbig markiert, sobald mindestens zwei Teile zusammensto?end (an einer Ecke / an einer Seite) von den Kindern gelegt werden
#  durch richtige Gesamtl?sungen erspielte Tokens k?nnen auch Tipps erkauft werden, d. h. die App markiert Elemente der Vorlage so, dass ein einfaches Nachlegen mit gleichfarbigen Puzzleteilen m?glich wird
# w?hrend des Legeprozesses blinkt in der App zudem zuf?llig eine beliebige Figur farbig auf, so dass durch schnelle Wahrnehmung dieser Hilfe ein weiteres Puzzleteil passend gelegt werden kann.

Im Projekt stellte sich Aileen Steffen-Delplanque den Forschungsfragen, ob und wie diese verschiedenen Feedbackfunktionen als Lernbegleitung von 4 bis 6-j?hrigen Kindern überhaupt genutzt werden sowie ob und welche Wirkungen der Lernbegleitung auf die Kompetenzentwicklung der Raumvorstellung der Kinder nachgewiesen werden k?nnen. An der kontrollierten Intervention im Gruppendesign nahmen 142 Kinder teil. Die t?glich 20min-Interaktionen je Kind in den Treatment-Wochen wurden dabei videografiert und durch Pre-Post-Post-Tests in Raumvorstellungskompetenzen begleitet. Detailliert führte Aileen Steffen-Delplanque das Publikum durch die verschiedenen Phasen der Analyse der vorliegenden Datenfülle. 

Als ein wesentliches Ergebnis konnte sie feststellen, dass sich die Kompetenzentwicklung der Kinder, die mit der App (mit technischer Feedback-Lernbegleitung) und der, die allein mit physischem Material gespielt hatten, nicht wesentlich unterscheidet. Die Feedbackfunktionen wurden von den Kindern unterschiedlich angenommen: W?hrend knapp die H?lfte der Kinder die ?berprüfung durch die App nach vollendetem Legen nutzt, nehmen weniger Kindern w?hrend des Legeprozesse Bezug auf die App-Feedbacks. Bemerkenswert ist die positive Wirkung der zuf?lligen Funktion des Aufblinkens, die zu h?herer Anzahl korrekter L?sungen führt.

Aileen Steffen-Delplanque sieht abschlie?end hohe Potenziale der digitalen Lernbegleitungen, wenngleich nicht alle Kinder profitieren, sich vielleicht sogar irritieren lassen bzw. die App-Feedbacks nicht vollumf?nglich nutzen. Die individuelle Unterstützung des Lernprozesses bietet, so ihr Fazit, gro?e Chancen derartiger Spielsysteme.

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