Extremsport st?rkt Führungseigenschaften
Das ?bertragen von Ergebnissen aus der Sportforschung in den Bereich Unternehmensführung ist keine ungew?hnliche Verbindung zweier unterschiedlicher Fachgebiete. Bisher lag der Schwerpunkt der Forschung allerdings auf dem Zusammenhang zwischen Teamsport und Führungskr?fteverhalten. Andreas Lienert, Absolvent im Studiengang Europ?ische Wirtschaft, hat sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit am Lehrstuhl Unternehmensführung & Controlling auf ein bisher noch kaum untersuchtes Terrain vorgewagt und Parallelen zwischen individuellem Ausdauersport und Führungsalltag erforscht.
Konkret ging es dabei um Führungskr?fte, welche die Extremvariante des Triathlon, den Ironman (3,8 km Schwimmen, 180 km Rad, 42,2 km Laufen), als Ausdauersport betreiben. Die Arbeit untersuchte, wie diese in ihrem beruflichen Alltag, beispielsweise in Stresssituationen oder Mitarbeitergespr?chen, von der Ausübung des Triathlons profitieren k?nnen, und inwiefern sie sich in ihrem Handeln von ihren sportlich weniger aktiven Kollegen unterscheiden.
Führungskr?fte und Triathleten haben vergleichbare Handlungsstrategien
Die Grundlage für seine Untersuchung bildet eine Studie, die Lienert gemeinsam mit Prof. Dr. Wolfgang Becker, Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmensführung und Controlling durchführte und die die beschriebenen Parallelen erforscht. Dabei sollte eine positive Beeinflussung des Triathlons auf Führungseigenschaften beziehungsweise auf die Erfüllung von Anforderungen an Führungskr?fte identifiziert werden. Denn Sportler wie Führungskr?fte sind sowohl physischen als auch psychischen Belastungen ausgesetzt.
Die Ergebnisse der Untersuchung legen den Schluss nahe, dass die sportliche Bet?tigung im Triathlon weit mehr als nur einen ?motorischen Akt“ darstellt, deutlich über die Kompensation beruflicher Belastungen hinausgeht und die berufliche Leistungsf?higkeit besonders in folgenden drei Punkten weitergehend beeinflusst:
1) Die Kombination aus generalistischer Ausrichtung und Konzentration auf unterschiedliche – und insbesondere unterschiedlich beliebte – Disziplinen verbindet Beruf und Sport und damit Führungskraft und Triathleten gleicherma?en. Beide bedienen sich in vielen weiteren Bereichen vergleichbarer Handlungsstrategien.
2) Die Anforderungen, die in schneller, gekonnter und nahtloser Disziplinenwechsel an den Triathleten stellt, sind ?hnlich hoch wie die Herausforderungen, die eine Führungskraft meistern muss, wenn sie den im Spannungsfeld des unternehmerischen Handelns angesiedelten Erwartungen an sie gerecht werden will. Dem Triathlon k?nnte in diesem Zusammenhang eine berufsbezogene unterstützende Rolle zugeschrieben werden.
3) Aus der Befragung kann zudem geschlossen werden, dass Pers?nlichkeitsmerkmale wie Ehrgeiz und mentale St?rke den beruflichen und den sportlichen Erfolg begünstigen (Abbildung 2) und als Verbindung zwischen beiden Bereichen fungieren.
Diese Eigenschaften k?nnten daher, unabh?ngig von Motiven, als eine Grundvoraussetzung für die ?bernahme einer Führungsposition, die Bew?ltigung einer Langdistanz und das damit verbundene Training betrachtet werden. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass F?higkeiten im Sport ausgebaut und in das berufliche Handlungsfeld übertragen werden und dort Führungshandeln und Führungseigenschaften insgesamt positiv beeinflussen. Letztendlich weist auch die vergleichbare Stellung von Führungskr?ften und Triathleten innerhalb ihres entsprechenden Umfelds auf Zusammenh?nge hin: Beide Gruppen von Akteuren sind in hohem Ma?e für ihren Erfolg selbstverantwortlich.
Weiterführende Untersuchungen sind m?glich
Insgesamt kann geschlossen werden, dass die Ausübung des Triathlons und die berufliche T?tigkeit auf verschiedenen Ebenen miteinander verschmelzen. Der Sport gef?hrdet die Existenz des beruflichen Lebensfeldes aber nicht, sondern unterstützt in vielerlei Hinsicht und ist für die Erfüllung von Führungsanforderungen hilfreich. In diesem Zusammenhang soll erw?hnt werden, dass unter Umst?nden Handlungsweisen und Erfahrungen aus der Rolle der Führungspers?nlichkeit die Ausübung des Triathlons begünstigen. Tiefergehende Erkenntnisse, so Wirtschaftswissenschaftler Becker, seien aufgrund der Gr??e der Stichprobe aktuell nicht zu treffen. Zukünftig k?nnten weiterführende Untersuchungen angeschlossen werden, um die bisherigen Forschungsergebnisse.