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Technisierung und Rationalisierung bieten Chancen, aber erh?hen auch den Druck auf die Arbeitnehmer.

Ruperta Mattern

Georg H?rmann (Mitte) leistete mit der Tagung und der Publikation einen wichtigen Beitrag zum Thema ?Psychosoziale Gesundheit im Beruf“.

Gesund im Beruf

Tagung über psychosoziale Gef?hrdungen am Arbeitsplatz

Der Mensch in der neuen Arbeitswelt. Fortschreitende Technisierung und Rationalisierung haben einen gro?en Einfluss auf den Arbeitsalltag. Ein Symposium besch?ftigte sich mit den Risiken für die Gesundheit der Arbeitnehmer und bot Bew?ltigungsstrategien an.

?ber 60 Zuh?rerinnen und Zuh?rer besuchten am 28. Februar das Symposion ?Psychosoziale Gesundheit im Beruf“ an der Universit?t Bamberg. Neben zahlreichen Fachvortr?gen wurden am Folgetag auch drei Workshops zur vertieften Einarbeitung in die Themengebiete Betriebliche Gesundheitsf?rderung, Human Resources Management sowie Berufliche Rehabilitation und Teilhabe am Arbeitsleben / Beruf und chronische Krankheit angeboten. Das Symposion wurde vom Lehrstuhl für Allgemeine und Gesundheitsp?dagogik der Universit?t Bamberg in Kooperation mit dem Institut für Qualit?tssicherung in Pr?vention und Rehabilitation an der Sporthochschule K?ln veranstaltet.

Herausforderungen an Flexibilit?t und Mobilit?t

Den Einstieg leisteten die beiden Veranstalter, Prof. Dr. mult. Georg H?rmann und Prof. Dr. Andreas Weber, indem sie einen Blick auf die Ver?nderungen der Rolle von Krankheit und Gesundheit im Erwerbsleben legten. Arbeit kann wohltuend und befreiend wirken. ?TINA – there is no alternative“ ist aber das Schlagwort der ?konomisierung, und so scheint man heutzutage gegenüber der unsichtbaren Hand des Marktes nur geduldig ausharren zu k?nnen, ohne Eigenansprüche anmelden zu dürfen. Vor diesem Hintergrund muss man Ph?nomene wie den Pr?sentismus verstehen, bei dem Menschen selbst schwerkrank noch auf der Arbeit erscheinen. Dabei l?sst sich den durch den demographischen Wandel und die Globalisierung gestellten Herausforderungen an Flexibilit?t und Mobilit?t durchaus auf intelligente Weise begegnen.

Soziale Unterstützung, so Prof. Dr. Frank Nestmann von der TU Dresden, kann sich beim Flurplausch oder bei der gemeinsamen Pause zeigen und hilft, sowohl Stress abzubauen als auch Rat durch die Erfahrungen anderer und Verweise auf professionelle Hilfesysteme zu erhalten. Oft sind viele psychosoziale Probleme auf diese informelle Weise bereits erfolgreich gel?st, bevor sie an professionelle Ohren gelangen müssen. Ein solches ?gesundes“ Betriebsklima ben?tigt aber zur Entstehung auch eine ?gesunde“ Führung. Dr. Peter Stadler vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit forderte, der viel zu h?ufige Fokus auf Sachzw?nge und Arbeitsauftr?ge müsse durch eine mitarbeiterorientierte Führung erweitert werden, die Gestaltungsspielr?ume und Mitspracherechte einr?umt. Doch manchmal müssten auch ?gesunde“ Betriebe verlassen werden. Dr. Walther Heipertz, Mitarbeiter der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit, berichtete von der gesundheitlichen Gefahr, die mit prek?ren und unsicheren Arbeitspl?tzen einhergeht. Leicht kann Prekarisierung zu sozialer Isolation und psychischer Krankheit führen, worauf am Ende dann Frühverrentung oder Langzeitarbeitslosigkeit drohen. Nur durch gebündelte Anstrengungen kann ein solcher Teufelskreis dann noch durchbrochen werden.

Macht Fernpendeln krank?

Doch teilweise macht man es sich auch selbst schwer, behauptete Prof. Dr. Norbert F. Schneider. Deutsche pendeln lieber als umzuziehen. Der t?gliche oder w?chentliche Stress des Fernpendelns kann langfristig aber gesundheitssch?dlicher als ein Umzug und der Aufbau eines neuen (zus?tzlichen) sozialen Umfelds. Dies spielt auf einen weiteren Punkt an, den Prof. Dr. Astrid Schütz von der TU Chemnitz verdeutlichte. Der Glaube, dass sich alles von allein richtet oder dass man selbst schon alles schultern kann, ist fehl am Platz. Man sollte stattdessen einen zukunftsorientierten Bew?ltigungsstil entwickeln und versuchen, ?realistische M?glichkeiten hoffnungsfroh wahrzunehmen“. Dr. Annegret Schoeller, Mitarbeiterin der Bundes?rztekammer Berlin, berichtete davon, welche neuen Einflussm?glichkeiten das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz vor allem bei sexueller Bel?stigung den Arbeitnehmern zur Verfügung stellt. Den Bogen zur Rehabilitation fand schlie?lich PD Dr. Dr. Andreas Hillert, indem er drei Programme zur berufsbezogenen Psychotherapie und ihre Evaluation darstellte.

Als Fazit l?sst sich ziehen: Kontrollverlust und Isolation machen krank. Im Betrieb mitbestimmen zu dürfen und sich sozial aufgehoben zu fühlen sowie das Gefühl zu haben, sein berufliches Leben zu kontrollieren und nicht nur Spielball fremder Interessen zu sein, h?lt dagegen gesund. In diesem Sinne fand anschlie?end im Bamberger Hof ein kulinarischer Abend statt, wo die Tagungsteilnehmer, vom Ensemble ?Pfütze“ mit Klavier und Gesang unterhalten, zum psychosozial-gesundheitspr?ventiven Tagesausklang übergingen.

Publikation

Zum Thema der Tagung haben Georg H?rmann und Andreas Weber auch eine Publikation herausgegeben: Psychosoziale Gesundheit im Beruf. Mensch – Arbeitswelt – Gesellschaft. Stuttgart: Gentner 2007. Gebunden, 624 Seiten. Euro 68,00.